DOKTOR EISENBARTH

Geboren am 27. März 1663 in Oberviechtach

 


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Kein anderer deutscher Mediziner ist so im kollektiven Bewusstsein der Bevölkerung lebendig wie der aus Oberviechtach im Oberpfälzer Wald stammende Wundarzt Johann Andreas Eisenbarth (1663-1727), gemeinhin bekannt als „Doktor Eisenbarth“. Obwohl er zweifelsfrei eine Kapazität auf dem Gebiet der Handwerkschirurgie des Barock war, ist sein Ruf nicht der beste. Geschuldet ist diese Tatsache dem um 1800 in Göttinger Studentenkreisen entstandenen Spottlied „Ich bin der Doktor Eisenbarth, kurier’ die Leut’ nach meiner Art“. Darin wird der Okulist, Bruch- und Steinschneider, der zu seiner Zeit als Wanderarzt (von den Stammquartieren Altenburg und später Magdeburg aus) mit einem Tross von über 100 Personen unterwegs war und in ebenso vielen Orten wirkte, auf üble Art und Weise persifliert und verunglimpft.

Da dieser Schmähgesang bis heute populär geblieben ist, hat sich das darin gezeichnete Bild in den Köpfen der Menschen derart festgesetzt, dass Eisenbarth von vielen für eine Sagengestalt als Inbegriff des Kurpfuschers, Quacksalbers, Scharlatans und Marktschreiers gehalten wird.

Der fähige und geschickte Operateur

Dabei war er genau das Gegenteil davon, nämlich ein äußerst fähiger und geschickter Operateur an der Nahtstelle von der handwerklichen zur wissenschaftlichen Chirurgie. Bei über 3000 Eingriffen vielfältigster Art stellte er sein Können unter Beweis, das in zahlreichen Privilegien, Attestaten, Werbezetteln und Anzeigen immer wieder gerühmt wurde. Als Meister der Werbung und Selbstdarstellung verstand er es wie kaum ein zweiter seiner Standesgenossen, sich ins rechte Licht zu rücken und auf sein Kommen aufmerksam zu machen. Mit einem hohen Berufsethos ausgestattet, blieb er auch nach seinen Behandlungen für eine gewisse Zeit noch an einem Ort, um die Nachsorge der Patienten durchzuführen. Der Erfolg bei einer schwierigen Augenoperation des Oberstleutnants David Georg von Graevenitz im Jahr 1716 brachte ihm sogar den Titel „Königlich Preußischer Hofrat und Hofokulist“ ein.

Oberviechtach, "Eisenbarth-Stadt"

In Oberviechtach, der „Eisenbarth-Stadt“, lässt man seit der endgültigen Beweisführung im Jahr 1959, dass Eisenbarth hier zur Welt gekommen war, nichts unversucht, um den großen Sohn der Stadt zu rehabilitieren, d. h., um ihn von dem Image des Spottlieds zu befreien. Der Doktor-Eisenbarth-Arbeitskreis International, das Doktor-Eisenbarth- und Stadtmuseum, das Doktor-Eisenbarth-Festspiel und das Eisenbarth-Archiv sind neben anderen Zeugnissen der Würdigung und Vermarktung ein sichtbarer Beleg dafür. Jedes Jahr ab Fronleichnam feiert der berühmte Mediziner auf dem Oberviechtacher Marktplatz im Rahmen eines opulenten Volksspiels seine „Wiederauferstehung“, und 2013, zu seinem 350. Geburtstag und zum 50-jährigen Jubiläum des Eisenbarth-Arbeitskreises, erscheint ein neues Buch über ihn. Darin wird in einem Neuansatz der Betrachtungsweise der Versuch unternommen, dem bedeutenden Oberpfälzer endgültig Genugtuung widerfahren zu lassen, denn – er war anders als sein Ruf!